Anneliese Michel – Der Exorzismus, der zum Todesurteil wurde
Klingenberg am Main, Bayern – ein stiller Ort im Spessart.
Hier beginnt eine Geschichte, die nicht nur durch ihre Grausamkeit erschüttert, sondern bis heute in den Schatten von Kirche, Medizin und Justiz nachwirkt. Es ist die Geschichte eines Mädchens, das an sich selbst zerbrach – und an dem Versuch, das Böse mit Gebeten zu besiegen.
Anneliese Michel – jung, gläubig, pflichtbewusst.
Geboren 1952, wächst sie in einer streng katholischen Familie auf. Ihre Kindheit ist geprägt von Frömmigkeit, aber auch von Enge. Als sie sechzehn ist, beginnt das Unheil: Epileptische Anfälle, die Ärzte zunächst als Grand-mal diagnostizieren. Es folgen Klinikaufenthalte, Medikamente – doch keine Besserung. Im Gegenteil: Ihre Zustände verschlimmern sich. Sie hört Stimmen, sieht teuflische Fratzen, schreckt vor Kruzifixen zurück.
Medizin trifft Glaube – und verliert.
Fünf Jahre lang bleibt die Familie bei der Schulmedizin. Doch die Halluzinationen werden intensiver. Anneliese beginnt zu glauben, sie sei besessen. Nicht krank – sondern auserwählt. Ihre Familie bestärkt sie. Ärzte sehen in ihr eine schwer depressive junge Frau mit psychotischen Schüben. Die Kirche aber – zögerlich zunächst – lenkt schließlich ein.
Bischof Josef Stangl genehmigt einen offiziellen Exorzismus.
Zwei Priester, Arnold Renz und Ernst Alt, übernehmen den Fall. Was folgt, ist ein Martyrium: Zwischen Herbst 1975 und Sommer 1976 werden 67 Sitzungen durchgeführt. Zwei pro Woche, über mehrere Stunden. Tonbandaufnahmen entstehen – verstörend, kaum zu ertragen. Anneliese schreit, droht, flucht mit verstellter Stimme. Die Priester sprechen von sechs Dämonen: Luzifer, Nero, Kain, Judas, Hitler – und Belial.
Doch was sagen die Bänder wirklich?
Sind es dämonische Stimmen – oder die Zersetzung einer geschundenen Seele?
Nächste
