Ich fand Windeln im Rucksack meines 15-jährigen Sohnes und beschloss, ihm nach der Schule zu folgen.

Atemlos ging ich zu einem der Fenster. Und was ich sah … verschlug mir den Atem.

Drinnen, in einem kleinen, gemütlichen Zimmer, beugte sich mein Sohn über ein Baby.
Mit beeindruckender Sorgfalt hob er es hoch, legte es auf einen provisorischen Wickeltisch und wechselte seine Windel mit entwaffnender Ruhe und Zuversicht.

Ich stand einen Moment wie erstarrt da. Wer war dieses Kind? War es ihres? Das einer Freundin?
Doch mein Instinkt sagte mir etwas anderes: Ich sah keine Panik in ihrem Gesicht, sondern Zärtlichkeit, Fürsorge und Verantwortungsbewusstsein.

Ich holte tief Luft und klopfte an die Tür.

Ein junges Mädchen, nicht älter als er, öffnete die Tür. Sie sah erschöpft aus, hatte dunkle Ringe unter den Augen, aber auch einen Anflug von Überraschung – und Angst – als sie mich sah.

Hinter ihr stand mein Sohn stocksteif. Sein Blick wurde plötzlich besorgt.

„Mama … bitte … ich kann es erklären“, flüsterte er.

Wir drei saßen im kleinen Wohnzimmer, während das Baby in seinem Bettchen brabbelte.

Er hat mir alles erzählt.

Das Mädchen hieß Chloe. Sie war 17 Jahre alt. Sie war die ältere Schwester einer ihrer Klassenkameradinnen.
Sie hatte einige Monate zuvor allein ein Baby bekommen. Ihre Eltern waren mit der Situation überfordert und hatten sie aus dem Haus geworfen. Keine Unterstützung. Keine Hilfe. Sie lebte in einem kleinen Haus, das sie sich von einem Nachbarn geliehen hatte.

Mein Sohn lernte sie kennen, als er seinen Freund besuchte. Als er von ihrer Situation erfuhr, konnte er nicht länger zusehen.

Wochenlang war er nach der Schule bei ihr zu Hause gewesen, hatte mit dem Baby geholfen, von seinem Taschengeld Besorgungen gemacht, Windeln und Milch mitgebracht und ihr Gesellschaft geleistet. Er hatte mir nichts davon erzählt, aus Angst, ich könnte Einwände erheben.

Ich hörte ihm mit Tränen in den Augen zu.

Ich hatte das Schlimmste befürchtet. Ich hatte an ihm gezweifelt. Und doch rannte er nicht vor einer Dummheit davon; er verhielt sich wie ein stiller Held im Verborgenen.

Ich umarmte ihn und weinte.

Nächste